Absichtlich verlieren?
Manchmal bieten Rechenspiele doch recht bizarre Lösungen. Die 11 Freunde hatte vor einer Weile mal über einen ostdeutschen Verein geschrieben (Brandenburg?), der durch eine Niederlage in den UEFA-Cup eingezogen wäre. Doch durch einen Sieg standen sie später mit leeren Händen da. Und auch in Christoph Biermanns "Fast alles über Fußball" wird ein Szenario geschildert, in dem ein Eigentor zum Sieg verholfen hätte. Klingt komisch, ist es auch - und auch der deutschen Nationalmannschaft täte es vielleicht besser, morgen gegen die Tschechen zu verlieren, um nicht als beste Mannschaft der Qualifikation als Gruppenkopf bei der EM im nächsten Jahr zu enden.
Denn zwei der vier Gruppen sind durch die gastgebenden Nationen (Österreich und Schweiz) belegt, sollten sich die Griechen qualifizieren (und deren Chancen stehen nicht schlecht), führen sie als amtierenden Europameister eine weitere Gruppe an. Bleibt ein Gruppenkopf, den die beste Mannschaft der Qualifikation zu dieser EM und der letzten WM (Sonderfall Deutschland: nur EM-Quali, weil bei der letzten WM bekannterweise als Gastgeber automatisch dabei) stellen wird. Dafür landen dann Mannschaften wie England, Frankreich, Italien (wenn sich die Schotten qualifizieren, bleibt eine der beiden letztgenannten Nationen sogar zu Hause), die Niederlande oder Portugal in Topf 2 und können alle dem letzten Gruppenkopf zugelost werden. Und in Topf 3 warten dann auch noch weitere unangenehme Gegner.
Um ein Abschneiden wie bei den letzten beiden Europameisterschaften zu vermeiden, wäre eine einfache Gruppe sicher förderlich. Und wenn man mit Italien oder England in einem Topf steckt kann man nicht in der Gruppenphase auf sie treffen. Zwar hätte man eine Möglichkeit von 25%, in die Gruppe mit dem besten Qualifikanten (obengenannte Nationen: Italien, England, Portugal - vielleicht aber auch Polen?) zu landen, doch auf der anderen Seite warten dort drei vermeintlich leichte Gruppenköpfe. Zugegeben, die Schweiz ist nicht zu unterschätzen und wenn die Griechen an die Leistungen der letzten EM anknüpfen, wird es auch nicht einfach. Und zu 25% könnte man mit Österreich auch auf den einfachsten Gruppenkopf (bei den derzeitigen Leistungen) treffen, deren Fans zum Teil schon per Petition auf einen Verzicht der eigenen Mannschaft auf das Turnier drängen (allerdings wohl erfolglos).
In diesem Licht erscheint es tatsächlich besser, gegen Tschechien absichtlich zu verlieren, um so eine einfachere Gruppe zugelost zu bekommen. Aber wenn man Europameister werden möchte (diese Zielsetzung hört man ja des Öfteren), muss man letztlich jeden schlagen, der einen in den Weg kommt, ob es nun in der Vorrunde ist oder im Halbfinale. Und so gesehen ist es dann egal, wer dann bei einem in der Gruppe steckt.
Labels: Fußball - was sonst?
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