Dienstag, September 26, 2006

Jeden Tag eine schlechte Tat

Manchmal ist die dunkle Seite in einem doch einfach zu verlockend. Wie vor ein paar Tagen, als ich diesen Raum hier an der Uni verließ und mich auf den Weg zur Bushalte machte. Im Augenblick wird dort allerdings gearbeitet, so dass einige Meter weiter eine provisorische Haltestelle eingerichtet wurde. Als ich an der eigentlichen Haltstelle vorbeilief (bei der die Haltebucht extra mit Barken abgesperrt war) saß dort im Wartehäuschen allerdings ein Typ drin. Das war dann der Moment, in dem ich dachte, dass ich ihm ja vielleicht mal sagen könnte, dass der Bus da derzeit gar nicht hält. Dann dachte ich mir allerdings: "Hey, der Typ ist so blöd, die offensichtlichen Zeichen zu übersehen, dass diese Bushaltestelle gerade außer Betrieb ist (selbst das Haltestellenschild war mit einem schwarzen Sack überstülpt worden). Und wenn er die äußeren Anzeichen nicht ableiten kann, sollte er es vielleicht auf die harte Tour lernen." Also ging ich vorbei, wobei sich ein leichtes Grinsen auf meinem Gesicht breit gemacht haben dürfte. Und während ich mich dann ca. 50 Meter weiter an die Ausweichbushalte stellte, guckte ich immer mal wieder rüber, ob der Typ vielleicht doch noch mal 1 und 1 zusammenzählen kann. Konnte er so offensichtlich aber nicht.
Etwas später, als der Bus kam, saß er immer noch dort. Eine Nahaufnahme seines Gesichts wäre vielleicht nochmal interessant gewesen, als der Bus einfach so an ihm vorbei fuhr, ohne das geringste Anzeichen zu machen, dort anzuhalten. Besagte etwa 50 Meter weiter hielt der Bus dann vor meiner Nase. Ich stieg ein und setzte mich hin. Dann sah ich ihn noch mal kurz, wie er am Heck des Busses auftauchte und in Richtung Mitteltür lief. Doch zu spät: der Bus fuhr ab. Er machte noch ein paar Bewegungen mit seinem Mund, doch seine artikulierten Laute konnte ich natürlich nicht ausmachen. Im Zweifelsfalle dürfte es irgendetwas liebloses in Richtung des Busfahrers gewesen sein. Doch stattdessen hätte sich der Typ vielleicht mal an die eigene Nase fassen sollen.
Eigentlich war ich somit auch nicht so wirklich böse, man könnte der Angelegenheit durchaus auch einen pädagogischen Aspekt abgewinnen. Es bleibt mir aber weiterhin unerklärlich, wie der Typ gedacht haben könnte, dass die Haltestelle angefahren werden würde. Schließlich sprachen alle Äußerlichkeiten dagegen. Schon die Tatsache, dass er sich zum Wartehäuschen, sofern man den kleinen, verglasten Überbau überhaupt so bezeichnen kann, durch eine schmale Lücke zwischen Bauzaunabsperrungen durchzwängen musste, hätte ihm eigentlich schonmal zu denken geben können.

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