Donnerstag, Juli 26, 2007

Deine gute Tat

Halblanges, straßenköterblondes Haar quellte unter dem Fahrradhelm hervor, nur mühsam von diesem und seinen Befestigungsriemen im Zaum gehalten. Die Spitzen der Haare fielen auf das blaue Hemd, dessen Kragen von einem gelb-blauen, aufgerolltem Tuch umrahmt wurde. Bis dahin machte der Pfadfinder noch keinen besonderen Eindruck auf mich, allenfalls ein müdes Grinsen wäre mir beim Anblick des wohl kurz vor der Pubertät stehenden Teenagers vielleicht über die Lippen gekommen, als er dort, auf der anderen Seite der Ampel, mit seinem Rad wartend stand. Doch rasch wurde aus rot grün und in meinem Gesicht breitete sich alsbald heiteres Amüsement aus. Der Farbwechsel war das Startsignal für ungewollte Situationskomik: Wie bei einem Frosch in der Balzzeit plusterten sich die Backen auf, die junge, noch nie rasierte Haut scheinbar bis auf's äußerste gespannt. Und im kleinsten Gang, mit hoher Frequenz tretend und mit weit nach außen gestreckten Ellenbogen, ging es über die Kreuzung. Vielleicht zwei Sekunden währte dieses Schauspiel, dann war er an mir vorbei. Zum Glück, denn hätte sich dieses Schauspiel für mich länger hingezogen, wäre ich vermutlich schallend lachend vom Rad geplumpst. So aber reichte es, aus einer vorher eher mürrischen Visage schnell ein erheitertes Gesicht zu fabrizieren. Jeden Tag eine gute Tat...

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