Mittwoch, Januar 18, 2006

Exklusiv!

Vor etlichen Monaten, vielleicht auch schon zwei, drei Jahren hatte ich mal eine Geschichte angefangen, der Titel inspiriert in erster Linie durch zwei Songs: The Name Of This Place Is Still Nowhere von One Man And His Droid und Jimmy Eat Worlds Goodbye Sky Harbor. Irgendwie ist der Beginn von damals allerdings irgendwo in den Weiten meiner Blöcke, die mir in der Zwischenzeit dienten, verschollen. So habe ich nun nochmal neu angefangen. Und so gibt es hier nun exklusiv einen Auszug aus "Nowhere Sky Harbor" für die Leser von EGo-Land (übrigens genau eine DIN A4-Seite bei Verdana in der Größe 10).
Nowhere Sky Harbor
Immer wenn er den alten und verwitterten Schriftzug auf dem Eingangsgebäude des Raumhafens sah, fragte er sich, wer damals wohl auf die Idee gekommen war, diese Stadt ausgerechnet Nowhere zu nennen. Sicher befand man sich hier auf diesem Planeten nicht gerade im leuchtenden Zentrum des Universums, doch so abgelegen und trostlos, wie es der Name vermuten ließ, war es nun auch wieder nicht und konnte es wohl auch zur Zeit der Gründung nicht gewesen sein, sonst hätte sich hier wohl niemand niedergelassen und die Stadt laut offizieller Statistik zu einer der zwanzig größten Städte des Planeten werden lassen. Sicher hatte dieser Teil der Stadt schon glanzvollere Zeiten erlebt, dazu reichte ein Blick auf den Raumhafenkomplex und die umliegenden Gebäude aus. Wo früher, dass wusste er noch aus eigener Erinnerung, eine umfangreiche Farbpalette das Bild bestimmte, war nur noch eine verwaschene gelbbraun-graue Farbmischung vorhanden, durchbrochen durch den nur trist grauen Raumhafen mit seinem verwitterten Schriftzug. Nowhere Sky Harbor hatte dort früher einmal leuchtend gestanden und damit gleich dem ganzen Viertel seinen Namen, Sky Harbor, gegeben. Doch die guten Zeiten waren vorbei. Wo früher Läden für die Ströme von Touristen, die aus dem Terminal kamen, beinahe Tür an Tür in Konkurrenz zueinander standen, fand sich mittlerweile an vielen Türen ein Hinweis für mögliche Mieter. Doch Interessenten dürfte es kaum geben. Die Touristen überschwemmten nicht mehr diesen Teil der Stadt, sondern kamen mit ihren Schiffen in dem vor etlichen Jahren vor den Toren der Stadt neu angelegten Raumhafen an, was für viele hier bedeutet hatte, den Touristen hinterher zu ziehen oder sich hier einem tristen Dasein zu fügen. Der Raumhafen diente nahezu ausschließlich nur noch als Umschlagplatz für den Warenverkehr. Viele der Wohnblöcke waren zum Teil zu Warenlagern verkommen. Es gab zwar noch etliche Bars, doch das Klientel war nicht das Beste. Arme Schlucker, die hier hängen geblieben waren und nun ihren Frust regelmäßig in Alkohol ertränkten, wenn sie nicht zu härteren Drogen griffen, kleine oder größere Kriminelle, Abschaum, der Bodensatz der Gesellschaft. Das damals schöne Viertel hatte seinen Charme verloren, die Kriminalität verstärkt Einzug erhalten. Wo früher ein Großteil der Delikte darin bestanden hatte, dass kleine Gauner arglose Touristen um deren Wertsachen erleichtert hatten, beherrschten heutzutage Drogendelikte, Einbruch in die Lager, Diebstahl der dort deponierten Waren und auch immer wieder Mord und Totschlag die Statistik. Auch er war irgendwie hier hängen geblieben und verdiente durch die Kriminalität seinen Lohn. Doch während andere versuchten, aus illegalen Geschäften möglichst viel Profit zu schlagen, war es seine Aufgabe, die Täter dingfest zu machen. Mit seinem Partner von den Sicherheitsbehörden Nowheres saß er in einem am Straßenrand geparkten alten, zivilen Landspeeder und während er die Gegend beobachtet hatte, war sein Blick wie immer für eine Zeit an den Buchstaben am Eingangsgebäude des Raumhafens hängengeblieben. Nowhere Sky Harbor stand dort, die leuchtende Farbe von früher schon lange abgeblättert. Warum gerade Nowhere fragte er sich wie schon so oft. Doch er hatte nie eine Antwort darauf erhalten. Sein Kollege sagte etwas, doch die Worte nahm er zunächst nicht wahr. Es dauerte etwas, bis er seine Gedanken abgeschüttelt hatte und wieder in der Gegenwart angelangt war. Er, das war Tylden Cawarra, Mitte Dreißig und durch langjährige Erfahrung in diesem Viertel ziemlich desillusioniert.
„Tschuldigung, was hast du gesagt?“ fragte er nach.
Sein Partner, Badger Ward, schaute ihn mit einem verschmitzten Grinsen an und schließlich an ihm vorbei auf das langweilige Grau des Raumhafens. „Dieses Teil zieht dich immer wieder in seinen Bann, ich kann’s nur nicht nachvollziehen. Warum bleibt dein Blick so oft an diesem häßlichen Klotz hängen?“
„Die Vergangenheit...“ ließ Tylden den Satz unvollendet. Sein Partner war ein paar Jahre jünger, aber auch nicht mehr der überehrgeizige Frischling direkt aus der Ausbildung, der er vor gut fünf Jahren einmal gewesen war, als ihre Zusammenarbeit begann. Dieses Viertel mit allen seinen Begleitumständen veränderte einen schnell, dass hatte auch Badger rasch bemerkt, vielleicht sogar schneller als Tylden es wahrgenommen hatte, schließlich stammte sein jüngerer Partner aus einem der ruhigen Vorstädte Nowheres.
Badger bohrte nicht weiter nach.
To be continued, some time, some place... (viel weiter bin ich nämlich noch gar nicht)

7 Comments:

Blogger Galen said...

*grummel* Wieso schluckt dieses $#§-Teil jetzt eigentlich jedes Mal die Leerzeilen, die ich da extra eingefügt hatte??? Kann mir das mal einer erklären? Sonst klappt das ja auch immer... Bitte das etwas zusammengequetschte Layout hiermit zu entschuldigen. *grumpf*

18/1/06 11:29

 
Blogger Oles wirre Welt said...

Tylden weckt nominale Erinnerungen an den seifenproduzierenden Anführer eines Prügelvereins, über den niemand reden darf - nur mit zwei verschluckten Silben. :)

Dein Blog entwickelt sich im Übrigen ja langsam zum (Text)Massenmedium. ;)

18/1/06 11:42

 
Blogger Galen said...

Quoi? Keine Ahnung worauf du anspielst (in bezug auf Tylden). Hab den Namen vom vorletzten Visions-Sampler. Irgendein Bandmitglied von JR Ewing. Genau wie Ward auch aus diesem Feld entstammt - dürfte nicht so schwer sein für dich, die Herkunft zu ergründen.
Badger und Cawarra stammen dann von meiner momentanen Lieblingsquelle für die Namensuche von Story- oder Rollenspielfiguren: Weinflaschenetiketten (Rotwein, bevorzugt australischen Shiraz).

18/1/06 12:32

 
Blogger Oles wirre Welt said...

Tylden = Tyl(er Dur)den ? :)

18/1/06 15:36

 
Blogger Oles wirre Welt said...

Ansonsten tippe ich auf die antike Polis in postmoderner Musikwiederkunft, kurz nach der Autoeinfahrt zu Fastfoodläden?!

18/1/06 15:37

 
Blogger Galen said...

Treffer. War für dich aber ja wohl auch nicht wirklich schwer, oder?

19/1/06 11:12

 
Blogger Oles wirre Welt said...

So schwer ward es mir nicht gemacht, das stimmt. :)

19/1/06 12:15

 

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