Jubel, Trubel, Heiterkeit
Während in den meisten Stadien bei Toren für die eigene Mannschaft ungeachtet des Torschützen immer das gleiche Lied läuft, sieht es bei meinem Lieblingsverein ganz anders aus. Dieses ist schon die zweite Saison, in der es beim HSV die individuelle Tormelodie gibt – jeder Spieler gibt vor der Saison an, welcher Liedausschnitt beim eventuellen Torerfolg gespielt werden soll. Bei einigen Leuten ist es wahrscheinlich, dass man es öfter zu hören bekommt („Fliegen“ von Lotto King Karl, die Wahl von Sergej Barbarez), bei anderen wünscht man sich, dass sie mal bei einem Heimspiel treffen (Raphael Wicky trifft ja leider irgendwie nur auswärts – ich wäre mal auf die Reaktion im Block gespannt, wenn „Hey, Hey Wickie“ angespielt wird, ob dann aus voller Kehle mitgesung..., äh -gegröhlt wird? Ich bin dann wohl ohnehin nicht dabei...), bei einigen mag man auch gerne darauf verzichten, dass sie ein Tor erzielen (so die Tormelodie von Stefan Wächter – Rammsteins „Feuer Frei“ – aber bei ihm ist ja glücklicherweise nicht davon auszugehen, dass er trifft, so als Torwart. Ansonsten ist auch ziemlich viel Hip Hop dabei).
Diese Situation verleitet mich natürlich dazu, mir auszumalen, was bei meinen Toren gespielt werden sollte:
Boysetsfire – After The Eulogy: Der Anfang (Rise! Rise! Rise! Rise!...). Steht auf! Jubelt! Springt! Freut euch!
Sportfreunde Stiller – Ein Kompliment: „Ich wollte dir nur mal eben sagen...“. Für das Posen vor den Fans. Vorm Block aufbauen und feiern lassen. Und danken – für jeden persönlich.
Dandy Warhols – Bohemian Like You: „I like you, I like you, I like you...“. Auch für die Fans. Ihr seid die Besten!
Queen – Bohemian Rhapsody: „Mama, just killed a man, put a gun against his head...“. Im übertragenen Sinne natürlich. Einen Verteidiger verarscht oder den Torwart ganz alt aussehen lassen. Und mit dem Lied eine ordentliche Portion Pathos für die großen Posen. So richtig theatralisch, ganz großes Kino a là Tom Hanks in Cast Away: Seht her, ich habe Feuer gemacht (bzw. das Tor).
John Williams – The Imperial March: ich bin Star Wars Fan, das muss ja mal gezeigt werden. Und vielleicht schüchtert es den Gegner auch ein bisschen ein. Das Imperium schlägt zu(rück?)!
Was man allerdings besser lassen sollte:
...Trail Of Dead – A Perfect Teenhood: Ein Teil etwa in der Mitte (diverse Wiederholungen der Zeile „Fuck you!“), dazu ein demonstratives Aufbauen vorm Gästeblock... Dann regnet es definitiv Feuerzeuge, Bierbecher, Trommelstöcke und wer weiß was noch (vielleicht die Trommel auch noch gleich hinterher?) – Wut macht erfinderisch.
Bob Geldorf & The Boomtown Rats – I Don’t Like Mondays: Kurz vor Saisonende. Ein Abstiegskandidat (sagen wir mal einfach der MSV Duisburg) spielt als Gast. Kurz vor Schluss sorgt man für die endgültige Entscheidung und die Gastmannschaft ist so gut wie sicher abgestiegen. Dann dieses Lied mit einem Salut oder Winken garniert. Die eigenen Fans verstehen den Wink und stimmen ein: „Duisburg Fans, Duisburg Fans, nehmt euch montags frei, denn dann zeigt das DSF Bundesliga Zwei!“ Und „Zweite Liga, Duisburg ist dabei!“. Und „Wir singen Duisburg, Duisburg, zweite Liga, oh wie ist das schön, euch nie mehr zu sehen!“. Die Anti-Terror-Einheiten können dann schon mal in voller Montur aufmarschieren. Und sollte Köln doch noch mal wieder aufsteigen, ist ein beim nächsten Gastspiel dort ein lautes Pfeifkonzert bei jeder noch so kleinen Ballberührung angesagt.
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