Donnerstag, Januar 12, 2006

Silvestererlebnisse II

Einer der ersten, die sich zurückzogen, war (um seine Anonymität zu wahren, nehme ich einfach mal ein Synomym) König B. (nicht Boris von Fettes Brot), der sich in der hintersten Ecke des Esszimmers parallel zur Rückwand niedergelegt hatte. Irgendwann schepperte es an der Schiebetür zum Wohnzimmer, was Erstaunen bei den Anwesenden dort hervorrief. Nachgeguckt und festgestellt, dass König B. es irgendwie geschafft hatte, dagegenzustoßen (er lag nun fast parallel zur Tür, ungefähr in der selben Lage wie zuvor auf der anderen Seite des Raumes), was in der Hinsicht erstaunlich war, dass zwischen seinem vorherigen Ruheort und der Tür ein Tisch mit Stühlen stand, die auf einer Seiten vielleicht gerade einen knappen Meter, auf der anderen Seite etwa einen guten Meter Platz ließ. Er müsste sich also der Länge nach irgendwie daran vorbei gerobbt haben - ein einfaches Rüberrollen war unmöglich. Na ja, irgendwann zog es dann die letzten Leute auf ihre Schlafplätze, ich machte es mir dann ebenfalls im Esszimmer auf meiner Luftmatratze gemütlich. Noch weit davon entfernt einzuschlafen, bemerkte ich, wie König B. plötzlich aufstand, die Schiebetür aufmachte und sich dann wohl irgendwie ans ausgezogene Sofa setze, was das darin befindliche Pärchen ein wenig überraschte. Der maskuline Teil des Pärchens zeigte sich als Mann der Tat und schon den Eindringling zurück ins Esszimmer und schloss die Tür wieder. König B. war allerdings immer noch recht ruhelos, was sich wenig später darin zeigte, dass er beim Öffnen der Balkontür ein paar (leere) Bierflaschen von der Fensterbank auf den Boden beförderte (immerhin keine Scherben), auf den Balkon ging und die Tür hinter sich zuzog. Das war dann der Moment, wo ich ein wenig Panik bekam, deutete sein Verhalten doch an, dass er sich im Zustand einer momentanen Unzurechnungsfähigkeit befand. Bevor also irgendetwas Schlimmes passieren konnte (der Balkon und damit die Wohnung befand sich immerhin im vierten(?) Stock), sollte ich so schnell wie möglich aus dem Schlafsack raus, um ihn vom Balkon zurückholen. Ich war noch nicht ganz aus der Penntüte raus, da kam er glücklicherweise schon von selbst wieder zurück ins Warme (dürfte von der Kleidung her ohnehin ein wenig zu kalt). Nach kurzer Pause in seinem Schlafsack machte er sich abermals auf den Weg, diesmal war die dritte Tür des Raumes dran, die zum Flur. Wenig später hörte ich den Gastgeber etwas sagen, kurz darauf, stand er auch auf der Schwelle zum Esszimmer. Ich fragte ihn, was mit König B. sei, doch anstatt eine Antwort zu bekommen, zog er die Tür zu. Bis ich eingeschlafen war, kam König B. auf jeden Fall nicht mehr ins Esszimmer zurück.

Der Morgen (nach gefühlter Uhrzeit, eigentlich war es schon rund 12 Uhr) danach. Die erste Person, die mir auf dem Weg zum natürlich besetzten Bad entgegenkam, war der Gastgeber. Im Flur lag ein undefinierter Haufen, von einer Decke verhüllt, ohne irgendwelche Hinweise darauf zu geben, was sich darunter befand. Am (wieder gefühlte Uhrzeit - eigentlich mitten in der Nacht) Abend zuvor war er auf jeden Fall noch nicht da. Wie sich herausstellen sollte, war dies der finale Schlafplatz von König B., auch wenn irgendjemand kurz meinte, ich hätte mir diesen Schlafplatz ausgesucht (Wieso eigentlich?). Das Bad wurde frei, wenig später waren alle durch, das Frühstück stand auf dem Tisch, nur einer fehlte. Nein, nicht König B., der war mittlerweile auch wieder wach, richtig wach, ohne sich jedoch an seine schlafwandlerischen Erlebnisse erinnern zu können. Nein, der männliche Part des Gastgeberpärchens fehlte. Der hatte sich nach unserer kurzen Begegnung nur einen Eimer geholt, um sich noch eine Runde hinzulegen (Jägermeister ist schon ein Teufelszeug, ein Grund, warum ich in der Nacht meine Finger davon gelassen hatte). Doch irgendwann war auch er, ebenso wie die auswärts Schlafenden an den Tisch gekommen. Nach dem Frühstück stellte sich mir beim Konsum der "Verdauungszigarette" ein bizarres Bild auf dem Balkon. Im Schnee standen am Abend zuvor drei volle Kisten Bier (je eine Kiste Jever Dark, Flensburger Winterbock und Becks Gold), zwei volle 1,5l-Flaschen Cola und später noch besagte Flasche Jägermeister. Die Kiste Winterbock war ohnehin als erste leer, die beiden anderen waren auch nur noch voll mit leeren Flaschen. Der Jägermeister war verschwunden, doch die beiden Flaschen Cola waren unberührt...

Kurze Zeit später hieß es Abschied nehmen. Einer meiner vier Mitreisenden stellte sich und den anderen gewissermaßen Freifahrtskarten für die Fahrt zurück aus (schließlich arbeitet er bei einem Verkehrsunternehmen in Kiel) - den Kuli, den ich ihm dafür ausgeliehen hatte, hat er wohl immer noch. Mit dem Bus ging es diesmal komplett von Flensburg zurück nach Kiel und hatte ich auf der Hinfahrt noch nicht großartig bereut, Lesematerial mitzunehmen - hatte kurz vor der Abfahrt aus Kiel noch meine Finger an ein, zwei Magazinen, die ich als Reiselektüre für die Fahrten mitgenommen hatte, entschied mich aus unerfindlichen Gründen jedoch dagegen. Ein Fehler, wie es sich nun auf der gut zwei Stunden dauernden Fahrt herausstellen sollte. Nach Unterhaltung war es allen nicht wirklich zu Mute, dementsprechend äußerte sich das Reisezeit-Totschlag-Programm in aus dem Fenster gucken (am Anfang konnte man durchaus noch einiges erkennen, doch relativ schnell sollte es dunkel werden, so dass ich von der möglicherweise schönen Strecke, unter anderem ein Stückchen an der Schlei entlang, so gut wie nichts mitbekam) und die Leute im Bus beobachten, die vor einem saßen. Zwei recht gutaussehende Mädchen, an denen der Blick ein wenig länger hängen blieb, die aber viel zu schnell wieder ausstiegen, waren noch das Highlight, der Rest bestand aus ebenso wie wir träge herumsitzenden Leuten und älteren Frauen. Nach quälend langer Fahrt (die längste, die ich mit einem Nahverkehrsbus unternommen habe - mit Reisebussen war ich schön desöfteren deutlich länger unterwegs) war aber endlich Kiel erreicht. Da es für mich zu spät war, um noch an diesem Abend nach Hause zu kommen, verbrachte ich noch eine Nacht bei meinen Freunden in Kiel. Nach selbstgemachter Pizza, Gran Turismo 4 auf der PlayStation und Clone Wars Vol. 2 auf DVD (die Zeichentrickserie, die einige Ereignisse unmittelbar vor Episode III erzählt) ging es dann ins Bett.
Von den Ereignissen der Rückfahrt gibt es dann demnächst (morgen oder Anfang nächster Woche?) noch zu lesen.