Montag, November 19, 2007

Schatten und Licht

Es gibt Mannschaften, gegen die man (aus welchen Gründen auch immer) lieber spielt und es gibt solche, die nur als lästige Pflichtaufgabe fungieren. Unser Gegner vom vergangenen Wochenende gehört sicherlich in die letzte Kategorie (nicht zuletzt mein Gegenspieler: ein Labersack vor dem Herrn, der wegen der geringfügigsten Berührung schon schreit, als hätte man ihm etwas gebrochen, ständig labert und meckert - Beispiel: "seid ihr eine unfaire Mannschaft" - dreißig Sekunden, nachdem ER eine gelbe Karte gegen einen meiner Spieler gefordert hatte). Umso schmerzlicher ist es dann, zur Pause 0:4 hinten zu liegen gegen Spieler, die man durchaus mit Recht als Dorfidioten betiteln dürfte: Leute ohne Hirn und Verstand. Zugegeben, umgekehrt sind einige meiner Mitspieler auch nicht gerade die Hellsten, aber sie sind meine Teamkameraden und dementsprechend eine andere Kategorie.
0:4 klingt deutlich, muss es aber gar nicht unbedingt sein. Ein Fehler in der Defensivbewegung - 0:1. Ein schlechter Pass im Aufbau und inkonsequentes Zweikampfverhalten - 0:2. Eine leichte, unabsichtliche Berührung des Gegenspielers - Elfmeter - 0:3. Ein Torwart, der nicht ganz an einen Querpass vorm Tor herankommt und ein Abwehrspieler, der sich auf den Torwart verlässt und den entscheidenden Schritt vom Gegner weg ist - 0:4. Auf der anderen Seite durchaus ein paar gute Kombinationen, aber im Abschluss ohne das nötige Quentchen Glück. So geht man dann mit 0:4 in die Halbzeit, gegen eine Mannschaft, die eigentlich gar nicht besser ist als die eigene.
Nach der Pause dürften einige Faktoren eine Rolle gespielt haben: die Einstellung des Gegners, der in Anbetracht einer komfortablen Führung ein wenig zurückgeschaltet hat. Eine Pausenansprache, die vor Augen geführt hat, was falsch gelaufen ist und der Glaube daran, das Spiel noch drehen zu können. Nach gut 10 Minuten das 1:4, wenig später das 2:4. Eine Zeitlang nichts, dann eine guter Pass in die Tiefe, der mich allein vor's gegnerische Tor kommen lässt - 3:4, der Anschlusstreffer. Bei diesem Tor zeigte sich dann auch der (Fußball)Verstand einiger Gegner, die mit Nachdruck eine vermeintliche Abseitsposition meinerseits reklamierten. Doch nur, weil ich letztenendes frei und allein vor den Torwart kam, ist es noch lange kein Abseits (eher ein kollektiver Defensivfehler - drei Verteidiger konzentrieren sich auf einen Stürmer und mein Gegenspieler ist noch mitten in unserer Hälfte), denn für eine Abseitsstellung ist nicht die Annahme relevant, sondern das Abspiel. Und in der Situation waren a) der abspielende Spieler, b) der Ball und c) mindestens der vorletzte Abwehrspieler näher zum Tor als ich.
In der Folgezeit erarbeiteten wir uns noch ein paar Chancen, doch vermochten wir es nicht, den Ball im gegnerischen Gehäuse unterzubringen. Auf der Gegenseite hielt unser Torwart zwei, drei Mal glänzend und hielt uns so im Spiel. Und dann, drei Minuten vor Schluss, passierte das, was beim Halbzeitpfiff niemand für möglich gehalten hätte: der Ausgleich, nicht unverdient.
Wenig später wurde zuerst einer meiner Spieler ungerechtfertigterweise wegen Abseits zurückgefiffen, eine Minute vor Schluss noch einmal, diesmal allerdings zurecht. Vielleicht wäre es aber auch zu viel des Guten gewesen, hätten wir dieses Spiel sogar noch gewonnen. Das Spiel war ohnehin schon kurios genug - und alle acht Treffer der Partie fielen auf das gleiche Tor.

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